Depression und Suizid

Aufgrund der aktuellen Geschehnisse bezogen auf den Flugzeugabsturz und der Berichterstattung darum herum, ist es mir ein Anliegen, eine kurze Stellungnahme zu verfassen.

Momentan scheint es so zu sein, dass der Co-Pilot das Flugzeug mit 149 Insassen absichtlich hat abstürzen lassen. Dabei ist mir die Erklärung einer vorliegenden Depression und einem damit verbunden Suizid zu kurz gegriffen. Depressive und insbesondere suizidale depressive Menschen, wie ich sie kennengelernt habe, erwägen in ihren Gedanken um den Selbstmord nicht, andere mit in den Tod zu nehmen. Die vordergründigen Themen von Schuld und Scham und das Selbstbild, die Welt ohne einen selber sei besser dran, verbieten ihnen es gerade zu. Auf der anderen Seite gibt es andere psychische Störungsbilder, die teilweise von Depression begleitet werden, in deren Dynamik ein Suizid verbunden mit einem Mord, um es bspw. allen zu zeigen, sich zu rächen, eher denkbar sind.

Aber ich möchte hier zur Vorsicht mahnen! Man kann die Welt nicht in psychisch gestörte und in normale Menschen unterteilen. Psychische Störungen sind ein von Menschen erfundenes Phänomen! Es gibt keine Beweise dafür, dass es sie gibt. Es sind lediglich Beschreibungen von menschlichem Verhalten, das auf Grund von Festschreibungen als abnormal klassifiziert wird. Natürlich gibt es Menschen, die wir auf den ersten Blick, aufgrund ihres eigentümlichen Verhaltens, als „nicht normal“ erkennen können. Dabei sind es Verhaltensweisen, die jedem von uns obliegen, die jeder von uns schon in mehr oder weniger starker Ausprägung gezeigt hat. Wenn diese Verhaltensweisen aber übermäßig häufig oder in einem unpassenden Kontext gezeigt werden, definieren wir sie als verrückt.

In diesem Sinne ist die Verknüpfung des absichtlichen Flugzeugabsturzes mit einer psychiatrischen Auffälligkeit eine mögliche aber keine notwendige. Auch Menschen ohne psychische Störung sind zu so einer Tat fähig. Und eine vorhandene Störung muss nichts mit dem Verhalten in der akuten Situation zu tun haben. Eine Verurteilung von „psychisch gestörten“ Menschen als abnormal und gefährlich schadet denen, die therapeutische Hilfe benötigen mehr, als es nützt. Wünschenswert wäre es, wenn wir mit unserer psychischen Gesundheit ähnlich umgingen, wie mit unserer physischen.

Und für mich persönlich ist es noch ein Anliegen, dass die öffentliche Berichterstattung in Fällen wie dieser Flugzeugkatastrophe, die Angehörigen aller, der Opfer und der vermeintlichen Täter, schützt.

*einige Wörter sind bewusst kursiv geschrieben, da sie in der Regel keine Wörter meines Sprachgebrauchs sind. Ich sah die Verwendung hier als notwendig an, da sie die Sichtweise des Großteils der Population widerspiegeln und damit Teil der Wirklichkeitskonstruktion der Bevölkerung sind.