Veränderungen

Momentan begegnet mir in der Arbeit immer wieder das Thema Veränderung. So wird mir davon berichtet, wie befreiend, beängstigend, aufregend, hemmend Veränderungen im Leben/auf der Arbeit/im Privaten erlebt werden.

Das Interessante dabei ist, das Veränderungen bei lebenden Systemen ganz normal sind. Sind es die grauen Haare oder Falten, die wir bekommen, oder unsere Kinder, die wachsen und groß werden. Fritz Simon gibt in seinem Buch „Meine Psychose, mein Fahrrad und ich“ ein anschauliches Beispiel dazu: Haut man in ein Auto eine Beule, dann wäre es seltsam, würde diese Beule von allein wieder verschwinden. Hat ein Mensch eine Beule, wäre es andererseits unnormal, würde sie nicht wieder zurückgehen. Lebende Systeme (Menschen, Tiere, Familien, Organisationen, Mannschaften…) sind so konzipiert, dass sie einerseits zu einer Homöostase (durch Veränderung gleich bleibend) tendieren (die Beule, die verschwindet, die Körpertemperatur, die bei ca. 37° Celsius „konstant“ bleibt, obwohl der Körper von außen ständig abgekühlt wird), andererseits immer im Wandel sind (Kinder werden erwachsen und lösen sich aus dem Familienbund; Organisationen wandeln sich in Struktur, Mitarbeiterschaft, in der Größe, in der Dynamik).

Man könnte also annehmen, wir Menschen, als selbstreflexive lebende Systeme, seien Experten für Veränderungen. Und doch beschäftigt uns nichts auf der Welt so sehr, wie das Loslassen des Alten und das Annehmen des Neuen. Weil jede Veränderung, aber insbesondere die sprunghaften Veränderungen (Berufswechsel, Verlust einer nahestehenden Person, der 40. Geburtstag…), ein Verlassen des Gewohnten, unserer Komfortzone, und das Beschreiten neuer, unsicherer Pfade bedeuten. Nicht selten finden wir uns dann im Spannungsfeld zwischen der Lust auf und der Angst vor Neuem.

Ich habe mir die Begleitung, Unterstützung und Steuerung von Veränderungsprozessen zum Beruf gemacht. Es ist spannend, aufregend und oft erstaunlich, was dabei geschieht. Und man weiß vorher nie, wo man herauskommt. Aber es ist immer mit viel Lust verbunden, heißt, es macht Spaß und ist lustig und ganz gewiss auch anstrengend. Und manchmal komme ich mit meinen eigenen Veränderungen nicht klar.

Man ist sich selbst halt nicht immer der beste Berater ;-) aber dafür gibt es ja zum Glück noch andere.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen aufregenden Herbst (auch ein Symbol der steten Veränderung)!