TatattataaAAA!!!

Vor ziemlich genau 2 Jahren begann eine spannende Reise. Ich wurde angefragt als Autor tätig zu werden und das zugleich bei einem meiner Lieblingsverlage.

Klett-Cotta ist nicht der Herausgeber der deutschen Übersetzung der Herr der Ringe Triologie, die ich seit meiner Jugend liebe. Klett-Cotta ist auch einer der beiden wichtigsten deutschen Verlage für systemische Fachliteratur, sozusagen meiner professionellen beruflichen Liebe. Und so ist es für mich auch eine ganz besondere Ehre, für diesen Verlag als Autor tätig zu sein.

Da mittlerweile aber gefühlt jeder ein Buch schreibt, ist es mir wichtig zu betonen, dass ich eine KISTE geschrieben habe. Die letzten zwei Jahre waren eine sehr aufregende und interessante Zeit, in der ich viel gelernt habe. Danke an Daniel Jennewein, mein Co-Autor und Illustrator. Es hat viel Spaß gemacht, die Karten für die Kiste zu erarbeiten. Unsere Sichtweisen auszutauschen und uns immer wieder zu ergänzen.

Das Thema: Die Trennungskiste.

Eine Kiste voller Karten, die Anregungen geben, das eigene Empfinden reflektieren, aufschauen lassen, Zuversicht und Mut geben, den Selbstwert stärken. Menschen leiden unter Trennungen, mal mehr, mal weniger, mal kurz, mal lang. Wir hoffen sehr, mit Hilfe unserer Kiste vielen Menschen wieder Stärke und Vertrauen geben zu können, und so ihr Leben (wieder) in die eigene Hand nehmen zu können.

Quelle: Programmheft für Herbst 2023 vom Klett-Cotta-Verlag

Die Kiste erscheint im August. Ich freue mich darauf und bin schon ganz gespannt auf die Reaktionen.

…ein Lebenszeichen

Schon länger habe ich keinen neuen Post erstellt. Nicht, weil nichts, viel eher, weil viel zu viel passiert ist. Daher gleich mal eine Reihe neuer Infos.

Und wir starten mit:

Neuen Fotos. Nachdem meine alten Fotos tatsächlich nicht mehr ganz mein äußeres Erscheinungsbild wiedergegeben haben, war es mal an der Zeit für neue Fotos. Auch wenn ich im Herzen 29 geblieben bin, sagt mein Spiegelbild etwas anderes. Gerne gebe ich die Haltung meines Spiegelbilds an euch weiter. Ich danke dem Fotostudio Bollmann für die Ausführung und nette und professionelle Begleitung!

Body’n’Soul meldet sich 2022 zurück

Nachdem zunehmend Lockerungen bezüglich der Corona-Maßnahmen durchs Land wandern, heißt es für viele wieder vermehrt zurück ins Büro zu gehen. Für manche bedeutet dies, nach 2 Jahren überhaupt das erste Mal wieder im Büro zu sein. Ungewohnt. Der Alltag wurde auf das Arbeiten von zu Hause aus angepasst., Rituale wurden dementsprechend entwickelt. Absprachen mit dem Umfeld getroffen. Nun gibt es, mal wieder, eine Veränderung. Das neue Normal in einer wieder neuen Form.

Im Büro warten wieder vermehrt Flurgespräche, kurze Wege, gemeinsame Pausen, eine neue Koordination…

Body’n’Soul bietet euch einen Raum, über eure damit verbundenen Gedanken und Gefühle zu sprechen. Welche auch immer das sein mögen. Wir freuen uns auf eure Anmeldungen!

Dienstag, 5. April 2022 ab 19:30 Uhr.

Alle Infos findet ihr im Flyer!

Viele Grüße

Daniel Breutmann

Body’N’Soul

!UPDATE! Wir verlegen die Veranstaltung ins Web! Anmeldungen sind noch bis zum 26.11.2021 möglich!

Als Sonja Werner und ich uns das erste Mal trafen, war ziemlich schnell klar, dass wir etwas zusammen auf die Beine stellen wollen. Wir beide systemische SupervisorInnen. Sonja, als ausgebildete Physiotherapeutin, hat Ihre Arbeit mit dem Körper immer um den Blick auf den menschlichen Geist erweitert. Ich, Diplom-Psychologe und systemischer Therapeut, habe schon immer körpertherapeutische Methoden eingesetzt, um den Entwicklungsprozess in meinen Beratungen zu vertiefen. Uns beiden ist klar, dass Gesundheit und Wohlbefinden immer einen ganzheitlichen Blick benötigt, der die körperliche und die psychische Ebene vereint.

So haben wir die Supervisionsreihe Body’N’Soul ins Leben gerufen. An speziellen Themenabenden gehen wir in den Austausch mit unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern und ergründen gemeinsam berufliche, gesundheitliche und Alltagsthemen immer mit Blick auf Körper und Seele.

Am 30. November 2021 starten wir mit dem Thema Home-Office. Wollen Sie sich mit Ihrem eigenen Home-Office-Verhalten auseinandersetzen, gesundheitschädliche Umgänge erkennen, gesundheitsförderliche Haltungen kennenlernen oder vielleicht sogar eigene Schwierigkeiten und Probleme damit bearbeiten? Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. Melden Sie sich gerne gleich an!

Wir freuen uns!

Trauma und Naturkatastrophen

Deutschland hat eine Flutkatastrophe heimgesucht. Viele Menschen haben ihr Leben verloren. Die, die überlebt haben, haben schreckliche Erfahrungen gemacht, die sie sicherlich psychisch belasten. Viele von Ihnen stehen vor einer großen Unsicherheit. Sie haben das meiste Hab und Gut verloren. Noch ist nicht klar, was davon bezahlt wird. Es ist unklar, wie das Leben weitergehen kann. Die Häuser sind momentan unbewohnbar, manche sind eingestürzt, andere vom Einsturz bedroht. Es gibt weder Strom, noch sauberes Wasser.

Das kleine Flüsschen Ahr hat innerhalb von Minuten einiges Zerstört. Ganz Deutschland, vielleicht auch Europa, ist entsetzt über das Ausmaß, über diese Bilder. Naturkatastrophen, die sonst so weit weg waren, finden plötzlich vor der Haustür statt. Auch beim Betrachten der Bilder im Fernsehen stellt sich schnell ein Gefühl der Hilflosigkeit ein.

Jetzt, da die Flut vorbei ist, ein erster Überblick über die Lage möglich ist, das erste Chaos beseitigt ist, kommen die Betroffenen zur Ruhe. Bislang haben die meisten von Ihnen vermutlich einfach funktioniert. Versicherungen angerufen, Schlamm, kaputte Möbel, etc beseitigt. Eine Unterkunft für die ersten Tage gesichert. Und jetzt, da erstmal alles so ist wie es ist, kommen die Bilder wieder hoch, die Gefühle, die Ängste, die Not. Alpträume, plötzliches Zusammenzucken, Unruhe, Rastlosigkeit, Wut, Erstarrung,…

All das sind normale Reaktionen. Unser Gehirn und unser Körper müssen das Geschehene erst verarbeiten. Diese Situation, der die Betroffenen ausgesetzt waren, war so außergewöhnlich, so überfordern, dass es gar nicht möglich ist, einfach weiter zu machen. Wir brauchen Zeit, damit wir wirklich wieder zur Ruhe kommen können. Damit wir unsere neue Lage begreifen und akzeptieren können und damit wir überhaupt erst wieder nach vorne blicken können.

Manche sprechen schon von Trauma. Aber das ist noch zu früh. Erstmal ist das alles völlig normal. Bei den allermeisten wird dieser unangenehme Zustand wieder zurück gehen. Es wird ein paar Wochen dafür brauchen, aber es wird sich beruhigen. Es ist momentan erstmal eine Überforderung, eine Belastung. Und das ist ja völlig klar: jeder, der eine solche Situation erlebt, wird dadurch belastet werden. Nur wenn sich der Zustand der Unruhe, der Alpträume usw. nach ein paar Monaten nicht merklich verbessert hat, kann man von Traumatisierung sprechen. Dann wäre es auf jeden Fall hilfreich, sich therapeutische Hilfe zu holen.

Was brauchen die Betroffenen jetzt?

Zu allererst brauchen sie Sicherheit. Einen Platz zum Schlafen, ausreichend Verpflegung und Raum für sich. Je mehr finanzielle Sicherheit und Perspektive, umso besser natürlich. Aber nicht für alle wird sich das gleich einstellen können. Beziehungen sind wichtig, jemandem, bei dem man sich aufgehoben fühlt, reden kann, jemanden, der zuhört und auch jemanden, der ein Schweigen aushalten kann. Optimismus hilft, die Zuversicht, dass man auch diese Krise bewältigen kann.

Es ist natürlich eine außergewöhnliche Situation. Und dennoch haben wir uns im Laufe unseres Lebens Fähigkeiten angeeignet, die uns auch jetzt helfen können. Das besinnen auf diese Fähigkeiten und auf die Unterstützung, die wir uns dabei holen können, kann unsere Zuversicht wachsen lassen. Auch der Glaube an einen Gott oder an die Gemeinschaft oder Gerechtigkeit kann uns dabei gut helfen. Und auch Humor.

Es mag für den ein oder anderen unmöglich klingen, jetzt in dieser Situation Humor zu haben und lachen zu können, aber es geht. Je mehr es gelingt, umso mehr Leichtigkeit kann ich wieder spüren.

Eines ist auf jeden Fall jetzt schon klar: alle Betroffenen, die jetzt mehr oder weniger vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens stehen, alle diese Menschen haben in den letzten Tagen einiges geleistet! Sie haben diese Katastrophe überlebt und Sie haben die ersten Tage danach gemeistert. Sie haben sich und der Welt bewiesen, dass Sie einiges aushalten können. Ich weiß für mich nicht, ob ich das könnte. Sie haben meinen größten Respekt!

Auch die Helfer haben großartiges vollbracht. Auch für sie war es oft nicht einfach und ist es jetzt auch noch nicht. Auch sie haben Bilder gesehen, die sie so schnell nicht vergessen. Es ist schön zu sehen, wie viele hilfsbereite Menschen sich aufgemacht haben und da waren und sind. In unserem Deutschland, das vor Kurzem noch der mangelnden Solidarität bezichtigt wurde.

Das macht Hoffnung und es stimmt mich zuversichtlich. Ein Sonnenstrahl in einer dunklen Zeit.

2020 — Was für ein Jahr?

Nun lieg es hinter uns. Dieses Jahr 2020. Dieses besondere, verrückte, schwierige … Ja, was für ein Jahr war es eigentlich?

Jedem Ende ruht ein neuer Anfang inne.

Es war auf jeden Fall ein herausforderndes Jahr. Wir alle mussten mehr oder weniger viele Gewohnheiten aufgeben, uns umorientieren, unsere Komfortzone verlassen und neue Lösungswege suchen. Wir hatten mit neuen Sorgen und Nöten zu kämpfen oder bereits bestehende haben sich verstärkt. Wir alle haben eine Krise zu durchsehen. Es ist uns unterschiedlich gut gelungen. Manchen besser als anderen, an manchen Tagen besser als an andern.

Jede Krise hat gemein, dass sie von uns eine Anpassungsleistung erfordert. Jede Krise gibt uns auch die Chance zu wachsen. Tatsächlich ist es so, dass Krisen uns die größte Chance zu einer Entwicklung liefern. Ohne sie haben wir keine Notwendigkeit dazu und da wir als Lebewesen dazu tendieren, unseren Status Quo aufrecht erhalten zu wollen, verhindert ein krisenfreies Leben geradezu eine große Veränderung. Wir verändern vielleicht ein bisschen etwas innerhalb unserer Komfortzone, aber nie das große Ganze.

Und so können wir davon ausgehen, dass egal, wie wir durch dieses Jahr gekommen sind, jeder von uns eine große Leistung vollbracht hat. Ich weiß, dass einige sehr unter der jetzigen Situation leiden, durch Arbeitsplatzverluste, Ängsten, Gefühlen der Einsamkeit, Überforderung und Hilflosigkeit, Verlust von Angehörigen, manche auch durch Schuldgefühle, andere angesteckt zu haben. Dennoch ist jeder von euch hier und kann diese Zeilen lesen. Jeder von euch hat es geschafft, dieses Jahr zu überstehen.

Wie hast du es geschafft, heute genau hier an diesem Punkt zu sein?

Wie hast du die Situation in deinem Sinne beeinflusst?

Welche deiner Fähigkeiten hat dir dabei geholfen?

Welche Person aus deinem Umfeld hat dir dabei geholfen?

Welche neuen Fähigkeiten hast du dieses Jahr an dir entdeckt?

Welche Fähigkeiten hast du wieder entdeckt?

Wie können dir deine Fähigkeiten in der Zukunft behilflich sein?

Welche Veränderungen waren sogar positiv?

Welchen neuen Blick hast du auf dich und die Welt gewonnen?

Wie kann dir dieser Blick für die Zukunft hilfreich sein?

Manche mögen vielleicht antworten: „Nichts habe ich geschafft und nichts hat mir geholfen. Es gibt nichts, worauf ich stolz sein kann.“ Euch kann ich sagen: „Ich glaube euch nicht!“ Ich habe solche Situationen schon oft erlebt und nicht ein einziges Mal konnte die Person ihre Haltung beibehalten. Es fällt uns manchmal schwer, unsere eigenen Fähigkeiten wahrzunehmen. Gerade wenn es uns nicht gut geht, fällt uns das schwer. Dann hilft es, mit anderen darüber zu reden. Scheut euch also nicht, diese Fragen mit anderen Personen zu erörtern. Es kann sehr erhellend und damit auch hilfreich und notwendig sein.

Ich für meinen Teil habe gelernt, dass Familie einen wichtigen Stellenwert hat. Sie kann für mich ein wichtiger Rückzugsort sein, wenn die Welt außenherum aus den Fugen gerät. Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass Entschleunigung dieser Welt möglich ist. Das Virus hat uns ausgebremst, gerade im Frühjahr. Einkaufen mit Schlangen vor den Kaufhäusern, Termine die abgesagt wurden, weniger Verpflichtungen. Und das war alles möglich, ohne, dass es zu einer Katastrophe geführt hat. Ich wünsche mir, dass wir genau dass in die Zukunft mitnehmen, auch wenn alles wieder geöffnet wird, wenn Treffen, Konzerte, Dienstreisen wieder möglich sind. Die Achtsamkeit dafür, was wirklich wichtig ist und die Freiheit nicht überall sein zu müssen. Mehr Ruhe mehr Gelassenheit.

Ich wünsche euch, dass ihr eure Entwicklung wahr und sie mit in das kommende Jahr nehmt. Und dann, wenn alles wieder möglich ist, nicht unbedacht in eine alte Normalität zurückkehrt, sondern euch eine neue Normalität nach euren Bedürfnissen gestaltet.

Euch allen ein frohes, glückliches und gesundes Jahr 2021!

Euer

Daniel Breutmann

Kategoriale Abwertung

#metoo und #blacklivematters sind als Bewegungen gegen Sexismus und Rassismus in aller Munde und zum Teil auch noch und wieder auf der Straße. Dabei ist es kein Zufall, dass diese beiden Bewegungen so kurz nacheinander entstanden sind. Sie folgen vielmehr einem Bewusstsein darüber, dass Kategorien, wie sie in früheren Jahrzenten gebildet wurden mit ihren dazugehörigen Attributen nicht mehr zeitgemäß sind.

Aber jetzt erstmal ganz langsam. Was bedeutet das genau? Wieso entstehen solche Kategorien und wieso sind damit so viele Abwertungen verbunden?

Wir Menschen sind Schubladenwesen. Damit wir die Komplexität unserer Welt erfassen und verarbeiten können, bilden wir Kategorien. Schubladen also, in die wir gleiche oder ähnliche Phänomene einsortieren können und ihnen damit mehr oder weniger die gleichen Eigenschaften zuordnen können. Wenn ich beispielsweise durch einen Wald laufe , sehe ich lauter Bäume. Dicker Stamm, fest verwurzelt, betreibt Photosynthese, kann für Brennholz verwendet werden. Das sind einige Eigenschaften, die ich den Bäumen als typisch zuordne. Im Laufe meines Lebens habe ich gelernt zwischen Laubbäumen und Nadelbäumen zu unterscheiden. Immerhin. Ein Förster könnte mir bestimmt aufzeigen, welche Bäume Eiben sind und welche Eschen, welche krank und welche gesund sind, welche alt und welche jung sind. Durch seine Expertise (er beschäftigt sich nunmal viel mehr mit dem Thema) kann er viel feinere Kategorien zum Phänomen Baum bilden als ich. Und so ist es mit allen Gegenständen, Verhaltensweisen, Situationen, Lebewesen, Umweltfaktoren und sonstigen Informationen, die wir aufnehmen. Je mehr Erfahrungen wir mit einem Teilbereich haben, umso mehr Unterschiede können wir feststellen, je weniger, umso grober sind unsere Kategorien. Mit diesen Kategorien sind dann bestimmte Informationen verbunden. Typische Merkmale, Eigenschaften, Erkennungsmerkmale usw. Man nennt das Attribute und im Falle der Kategorisierung dann Stereotype.

Wenn wir uns mit einem Phänomen aber nur aus der Distanz beschäftigen, neigen wir dazu, unsere Sichtweisen darauf bestätigt zu sehen. Wir halten so lange an einer Sichtweise/Kategorie fest, solange wir sie immer wieder bestätigt fühlen. Machen wir eine Erfahrung, die nicht in unsere vorhandene Kategorie passt, sind wir gezwungen, diese zu verändern. Sie zu verfeinern oder komplett neu umzubauen. Wenn wir das nicht wollen, bilden wir die neue Kategorie der Ausnahmen. Damit gibt es die neue Schublade: „Ausnahmen dieser Kategorie“ Die alte Kategorie kann aber ziemlich original bestehen bleiben. So gab es lange Zeit den gesellschaftlichen Konsenz „Frauen sind für den Haushalt zuständig“ (siehe Werbungen der 50er Jahre). Und Menschen mit dunkler Hautfarbe seien ungebildet und gut als Arbeiter nutzbar (Entstanden durch den Kolonialismus des 15. Jahrhunderts). Marie Curie bildete dabei zum Beispiel eine Ausnahme.

Wir wissen heute, dass diese Denkweisen falsch sind und trotzdem sind sie noch in unseren Köpfen. Und dabei nicht nur in Köpfen des weißen Mannes, sondern auch in den Köpfen der Frauen und Menschen aller Hautfarben. Und so entstehen auch Ängste, die zugeschriebenen aber nicht gewollten Kategorien zu bestätigen. Daraus resultieren Anstrengungen aber auch Frustrationen. „Ich muss mich als Frau im Berufsleben beweisen und härter durchgreifen als meine männlichen Kollegen!“ oder „Wenn ich jetzt versage bestätige ich wieder das Vorurteil.“ Manchmal auch die Selbstabwertung nach dem Motto: „Vielleicht habe ich als Schwarzer doch nichts auf der Uni verloren.“ Oder: „Ich bin als Frau doch nicht so gut wie meine männlichen Kollegen.“ Es passiert uns also, dass wir individuelle Schwierigkeiten auf eine Kategorie schieben, der wir angehören.

Stereotype Thread bezeichnet einen Forschungsgegenstand, bei dessen Erforschung sich immer wieder zeigt, dass wenn in verschiedenen, v.a. aber Leistungssituationen, die Kategorie in den Mittelpunkt gestellt wird, die Gruppen dazu neigen ihre negativen Stereotype zu bestätigen. So schneiden Frauen bei Mathematiktests schlechter ab, wenn ihnen bewusst gemacht wird, dass sie eine Frau sind und Afroamerikaner zeigen bei IQ-Tests weniger Leistung wenn ihre Hautfarbe oder ihr kultureller Hintergrund hervorgehoben wird.

Für uns Menschen ist es also gar nicht leicht, aus unseren Kategorien auszusteigen. Sowohl in unserem vorurteilsvollen Denken über andere aber eben auch über uns selbst. So schaffen es sich auch Angehörige einer Kategorie gegenseitig herunterzuziehen. So höre ich immer Frauen über die Figur oder das Aussehen von anderen Frauen zu lästern. Männer machen sich da mehr über die Unsportlichkeit oder fehlende Souveränität lustig („Du musst stark sein als Mann!“). Aus Migrantenfamilien kenne ich es, dass unter Jugendlichen über Streber gelästert wird und schulische Leistungen nicht an- sondern eher aberkannt werden.

Warum aber kommt es durch die Kategorisierung zu so viel Abwertung? Zunächst muss dazu betont werden, dass die Abwertung nich unbedingt im Vordergrund stehen muss. Kategorien haben ebenso positive Zuschreibungen wie negative. So werden Frauen gemeinhin als warmherzig, liebevoll, fürsorglich, offen und das schöne Geschlecht benannt. Menschen mit afrikanischer Abstammung wird Sportlichkeit, positive Ausstrahlung, Emotionalität und Lockerheit zugeschrieben. Aber alles hat seine beiden Seiten. So kann eine Eigenschaft positiv wie negativ bewertet werden, je nach dem, in welchem Kontext sie betrachtet wird. „Es braucht Härte, um Karriere zu machen.“ oder „Es braucht Disziplin!“ Gleichzeitig wird mit der Kategorisierung fehlende Zuschreibungen als nicht gegeben angesehen. Frauen seien also nicht sachlich. Die Unterschiedlichkeit in einer Gruppe wird unterschätzt bzw. unterbewertet und so werden die Gruppenmitglieder auf die zugeschriebenen Attribute reduziert. Und das verletzt natürlich diejenigen, die die Attribute als nicht passend oder angemessen sehen. Studentinnen der Mathematik oder Informatik können wahrscheinlich ein Lied davon singen, dass Ihnen entweder die Fähigkeiten abgesprochen werden oder unterstellt wird, sie seien keine richtigen Frauen. Sie werden so aus der Kategorie geworfen (also als Ausnahme behandelt).

Wenn Mitglieder einer Kategorie auf die der Kategorie zugeschriebenen Attribute reduziert werden, ist dies abwertend , da die Werte des Einzelnen nicht mehr gesehen werden. Noch stärker ist dies, wenn die Attribute ausschließlich oder überwiegend in einem negativen Zusammenhang gesehen werden. Die Emotionalität der Frauen also bspw. als fehlende Sachlichkeit, Unklarheit oder ähnliches dargestellt wird.

Dies geschieht vor allem dann, wenn wir uns, warum auch immer von den Mitgliedern einer bestimmten Kategorie bedroht fühlen. Dies kann eine wirklich existierende Bedrohung sein, aber auch aus einer eigenen Angst heraus, für die ich dann einen greifbaren Grund suche. So kann die Existenzangst bei Arbeitslosigkeit oder drohendem Arbeitsplatzverluste dazu führen, dass Menschen Migranten als Feindbild ausmachen, ohne dass es im eigenen Ort eine nennenswerte Zahl und schon gar keine Arbeitsplatzkonkurrenz von Migranten gibt. Das Manifestieren der Bedrohung an einem konkreten Gegenstand oder einer Kategorie macht mich gefühlt handlungsfähiger. Es werden dann nach weiteren Gründen gesucht, die mein Feinbild unterstützen. Und da ich mich in der Bedrohung geschwächt fühle, besteht die sinnvolle Reaktion darin, mich gestärkt zu fühlen. Eine schnelle und einfache Möglichkeit dies zu erreichen besteht darin, mich über andere zu stellen und dies geschieht dann durch Abwertung.

Häufig streben wir auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kategorie an. Wir sind Fans einer bestimmten Mannschaft, fühlen uns unserer Heimat verbunden oder unserer Schicht zugehörig. „Dassind meine Homies!“ Damit fühlen wir uns stärker, sind aufgehoben, Teil von etwas größerem. Gleichzeitig bilden sich daraus Rivalitäten. Schalker gegen Borussen; Rocker gegen Raver; Bayern gegen Preußen. Wir beginnen unsere eigene Kategorie aufzuwerten und die andere abzuwerten. Oder fallen Ihnen drei positive Eigenschaften zu Bayern-Fans ein?

Wie aber können wir es schaffen aus den Kategorien oder aus der Abwertung auszusteigen?

Hier gibt es ganz viele Möglichkeiten und jeder und jede sollten ihren Teil dazu beitragen. In Konflikten neigen wir schnell dazu, die Verantwortlichkeit bei der anderen Partei zu sehen. Wir nehmen unsere eigenen Möglichkeiten nicht wahr und machen daher Vorhaltungen: „Du musst das und das ändern!“ Dies führt aber bei der anderen Partei zu Widerstand und es verändert sich nichts oder die Fronten verhärten sich. Daher ist es wichtig unsere eigenen Anteile zu erkennen.

1. Austausch Austausch Austausch

Zunächst einmal ist es hilfreich, sich kennenzulernen. Je besser ich die Mitglieder einer Kategorie kenne, umso mehr bin ich dazu fähig zu unterscheiden und meine Kategorien anzureichern und zu verfeinern. Es is also hilfreich und auch notwendig, mit Menschen in den Austausch zu gehen, ganz besonders dann, wenn sie mir fremd vorkommen. Dabei kann es auch wichtig sein, die Dinge anzusprechen, die mir seltsam vorkommen, direkt über stereotype Wahrnehmungen zu sprechen und auch Stereotype über meine eigenen Kategorien zu erfragen. Was sehen andere in mir?

2. eigene Stereotype hinterfragen

Das allein wird aber nicht ausreichen. Wir müssen immer wieder unsere eigenen Schubladen hinterfragen, wie denke ich über Menschen dieser Gruppe? Was empfinde ich als typisch für sie? Gibt es Ausnahmen? Kann ich aufgrund dieser Ausnahmen meine Zuschreibungen überhaupt so aufrecht erhalten? Wie denke ich über die Kategorien, denen ich selbst angehöre? Werte ich damit andere Mitglieder dieser Kategorie ab? Werte ich mich damit selbst ab? Es geht also darum, seine eigenen Kategorien und den Bezug dazu zu hinterfragen.

Wenn mich jemand darauf hinweist, dass meine Aussage, Meinung, Haltung stereotyp, abwertend, pauschalisierend ist, höre ich dann zu oder gehe ich in den Widerstand? Kann ich nachvollziehen, warum andere von meinem Verhalten oder Aussagen verletzt sind? Wenn nicht, was brauche ich, um sie besser verstehen zu können?

Nur wenn ich mir meiner eigenen starren Zuschreibungen bewusst bin, kann ich beginnen, sie aufzuweichen. Indem ich vermehrt auf Unterschiede achte, kann ich die Heterogenität einer Gruppe wahrnehmen, die ich zuvor als homogen wahrgenommen habe. Zudem kann ich auch mit den Angehörigen einer Kategorie ins Gespräch kommen. Was lösen die Zuschreibungen in ihnen aus. uns ist ja oft nicht bewusst, dass ein Attribut auch verletzend wirken kann. Somit können wir ein tieferes Verständnis erlangen.

Gleichzeitig sollten wir uns der Stereotype bewusst werden, die wir unseren eigenen Kategorien zuordnen. Sind diese Zuschreibungen wirklich gerechtfertigt? Wie gehe ich mit Mitgliedern meiner Kategorie um, die nicht hinein passen? Werte ich sie ab? Versuche ich sie zu zwingen, sich den Erwartungen anzugleichen?

3. nicht in die eigene Kategorie pressen lassen

Wenn mich jemand auf eine meiner Kategorien anspricht, ist es dann wichtig, mich dort nicht hineinpressen zu lassen. Zum einen habe ich genug Gemeinsamkeiten mit der anderen Person, um die Notwendigkeit einer Kategorie zu hinterfragen. Egal ob Mann oder Frau, egal, ob schwarz, weis oder grün, wir alle sind Menschen. Warum sollte mir eine Eigenschaft eher zugeschrieben werden, als einem anderen Menschen auf der Welt? Wozu sollte es wichtig sein, dass ich dieser Kategorie anzugehören?

In den allermeisten Fällen ist es nicht wichtig und in den allermeisten fällen empfinde ich die Eigenschaft nicht als typisch oder notwendig für mich. Warum sollte ich als Mann besonders stark sein müssen? Wozu sollte es notwendig und hilfreich sein, dass ich meine Gefühle unterdrücke? Ist mir als Deutscher wirklich Ordnung besonders wichtig? Teilweise ja, teilweise nein. Das absolute in der Aussage ist für mich nicht stimmig und damit nicht gültig.

4. auf eigene Individualität vertrauen

Wie gehe ich damit um, wenn jemand über eine Kategorie spricht, der ich selbst angehöre, verfalle ich dann in die Not, meine Kategorie zu verteidigen oder schaffe ich es, auf die Pauschalisierung hinzuweisen und die Individualität deutlich zu machen?

Es braucht aber auch eine ganze Menge Mut, sich über seine eigene Kategorie zu erheben. Ich laufe ja dann Gefahr, nicht mehr dazuzugehören. Aber ich bin einzigartig, wir alle sind einzigartig. Nur weil wir zufällig ganz unterschiedlichen Kategorien angehören, heißt es nicht, dass wir uns auch in typischer Weise dazu verhalten müssen. Wir dürfen so sein, wie wir sind, ganz egal, was andere über uns denken (wollen). Wir brauchen uns dann auch nicht zu verteidigen, wir müssen lediglich zu uns selbst stehen. Und das ist häufig das Schwierigste.

Gleichzeitig müssen wir nicht anfangen, dem Stereotyp unserer Kategorie möglichst nicht zu entsprechen. Als Frau muss man nicht besonders hart als Führungskraft sein. Als Mensch mit dunkler Hautfarbe muss ich nicht überkorrekt sein.

Jacinda Ardern, Neuseelands Pemierministerin wird folgendes Zitat zugesprochen: „One of the criticisms I‘ve faced over the years is that I‘m not aggressive enough, or assertive enough, or maybe somehow, because I‘m empathetic, it means I‘m weak. I totally rebel against that . I refuse to believe that you cannot be both compassionate and strong .

Und das beschreibt es sehr passend. Seien Sie nicht besonders männlich, weiblich oder sonst irgendetwas. Seien Sie einfach sie selbst. Das können Sie eh am Besten. Da sind Sie authentisch und spürbar. Und da können Sie Ihre Stärken am Besten ausspielen.

Sonne tanken

Dieses Wochenende bietet sich an, noch einmal so richtig Sonne zu tanken.

Es steht uns womöglich ein schwieriger Herbst und Winter bevor. Viele fühlen sich bereits jetzt belastet. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen haben bei vielen Stress, Angst und ein Gefühl der Einsamkeit und Isolierung bewirkt. Soziale Distanzierung, ständig Veränderungen und damit verbundener Anpassungsaufwand, Überforderung durch Home-Office und Home-Schooling führten zu Müdigkeit und Erschöpfungszuständen. Zudem gibt es momentan viele Beziehungskrisen.

Hierzu ist wichtig zu betonen: Es ist unglaublich, was jeder einzelne von uns bis hierhin geleistet hat. Wenn es euch/Ihnen gerade nicht so gut geht, ist es ein Zeichen dafür, dass ihr/Sie in den letzten Monaten extrem viel geleistet habt! Da darf man auch stolz sein auf sich und die Sonne für die Erholung nutzen.

Sonnenlicht macht uns glücklicher, gibt uns Energie, macht uns aktiver und ist gut für unser Immunsystem.

Daher: Genießt die Sonne, geht raus, geht in Kontakt mit der Natur und mit anderen Menschen. Geht spazieren, macht Sport, was immer euch Freude macht!

Ein schönes sonniges Wochenende!

Euer

Daniel Breutmann

Einsamkeit in Zeiten der Corona-Pandemie

Es sind besondere und turbulente Zeiten. Neben Hamsterkäufen gibt es eine Welle der Solidarität. Das ist schön zu sehen.

Auf einen Aspekt wird in der breiten Öffentlichkeit noch wenig Augenmerk gelegt, das Gefühl der Einsamkeit. Durch die Maßnahmen der Bundes- und Länderregierungen befinden wir uns zunehmend in der Isolation. Dies kann das Gefühl der Einsamkeit hervorrufen und bestärken.

Welche Maßnahmen können wir hierfür ergreifen, als Gemeinschaft und als Einzelpersonen? Hier ein paar Anregungen von mir.